Jul 07 2013
Einige Eckdaten aus der Geschichte des WiLaDo
Zusammengestellt anläßlich des 30-jährigen Jubiläums
Der Wissenschaftsladen Dortmund ist ein gemeinnütziger Verein, der 1983 nach einem Jahr Vorlaufzeit von Studenten der Uni Dortmund gegründet wurde. Bis in die 1990iger Jahre wurde der WiLa Dortmund durch die Studentenschaften von Uni und FH unterstützt – insbesondere durch die Arbeitsräume im Uni-FH-Club an der Lindemannstrasse, aber auch durch einzelne finanzielle Unterstützungen; z.B. Anrufbeantworter, Zuschuss für die Ausrichtung einer Tagung.
Bereits von Anfang des Bestehens des Dortmunder WiLas zeigte sich ein Bedarf an unvoreingenommener Beratung von Bürgern. Es wurden regelmäßig große und kleine Anfragen zu vielfältigen Themen bearbeitet.
- Erstes größeres Projekt: Giftsiedlung Dorstfeld-Süd, Unterstützung der Bürgerinitiative für die Bewohner des ehemaligen Kokereigeländes in Dorstfeld-Süd erarbeitete der WiLa mehrere Broschüren zur Information der Betroffenen in ihrer Auseinandersetzung mit der Stadt.
Bearbeitung von Anfragen:
- die Unterstützung der Eltern zu Problemen mit Holzschutzmitteln in Dortmunder Kindergärten
- verschiedenste Anfragen zu Schadstoffen in Kleidungsstücken,
- Schimmel im Wohnraum,
- Luftbelastung durch Schadstoffe in Innenräumen,
- Amalgam in Zahnplomben,
- Elektrosmog durch elektrische Installationen und Geräte,
- natürliche und biologische Farben.
- das Erstellen bzw. Vermitteln von (Gegen-)Gutachten zu gesundheitsrelevanten Problemen.
Neben der Bearbeitung von Anfragen gab es auch projektorientierte Arbeit, in der bestimmte Themen längerfristig behandelt werden. ZB
- die Initiierung von Car-Sharing Gemeinschaften in Dortmund,
- der Mitaufbau des Umweltberatungsnetzes in Dortmund, (UFO = Umwelberatungsforum)
- der Zugang zu computergestützten Kommunikationsnetzen für ökologische und politische Initiativen und andere Finanzschwache (zB StudentInnen;),
- die Kritik am Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Dortmund und insb. der Müllverbrennung,
- der Aufbau eines Informationssystems zur Umwelttoxikologie,
- Beratung und Messung in den Bereichen Baubiologie und Elektrobiologie.
Die Formen dieser Tätigkeiten reichten
- von der telefonischen Beantwortung einer Frage über die Literaturrecherche,
- die Vermittlung an kompetente Labors, Initiativen oder Institutionen,
- die Erstellung von Broschüren,
- die Teilnahme an oder Organisation von Veranstaltungen,
- die Durchführung von Schulungen,
- bis hin zu kontinuierlichen Dienstleistungen.
- bis 1995: systematische Umweltberatung, bis zu 3 ABMs, Zusammenarbeit mit ABMs anderer Dortmunder Initiativen
Die digitalisierung des WiLa, das FREE-Projekt
- Anfang 1991: erste ABM(*), erster Computer, Aktivitäten gegen den ersten USA-Irak-Golfkrieg
- 1991f.: Beteiligung an Forschungsgruppe zu polykontexturaler Logik, dadurch erster Un*x Server im WiLa.
- 1992ff.: Server- und Einwahlbetrieb, Gateway zwischen Ökopolit-Mailboxnetzen und Internettechnologie, einige Informatikstudenten beginnen sich für den Serverbetrieb im WiLa zu engagieren
- 1993: Standleitung zu ruhr.de/open.de (mail+news), Mitaufbau von PING (Private Internet Nutzer Gemeinschaft e.V.) für „echtes“ Internet,
- Anfang 1994: Standleitung zu PING, seitdem Teil des Internet
- Webserverbetrieb, zunächst für eigene Publikationen (Umwelttoxikologie) und Initiativen aus dem Umfeld
- 1996: Zensurdrohung der PING-Oberen wg. „politischer“ Webinhalte auf dem WiLa-Server, daraufhin als free.de eigene Leitung trotz hohen finanziellen Risikos.
- Ende 1997: Umzug der Server in den Langen August, Braunschweiger Str. 22, Renovierung der 3. Etage
- Anfang 1998: Die WiLa-Räume in der Lindemannstr. 84 werden vom FH-Hausmeister im Auftrag der FH-Leitung geräumt, einiges Material geht verloren. Die Polizei beendet die unzulässige Räumung (noch waren es Räume der Studierendenschaften).
- Seit Bestehen der eigenen Internetanbindung und insb. seit dem Umzug in den L.A. zur Finanzierung auch Geschäftsbetrieb des Vereins mit Usern, die Rechnungen bekommen („Kunden“). Daher zweite Standleitung für die (auch) kommerzielle Nutzung.
- 2001: Abmahnungen durch das Callcenter ISI in Bochum wg. einer bei FREE! gehosteten Website, in der Callcenter-ArbeiterInnen auf die dortigen Arbeitsbedingungen hinweisen. Viel Solidarität und der WiLa gewinnt das Verfahren vor dem Landgericht.
- 2004: Reform des Serverraums und Umstrukturierung der Internetanbindung: der WiLa bekommt PI Adressen und wird AS31371.
- Seitdem weitere (ehrenamtliche!) Professionalisierung des Serverbetriebs auch durch bessere Hardware, steigender Stromverbrauch, Klimaanlage.
- 2005: Anschluss des Chaostreffs als Teil des AS31371, Aufbau des Freifunk-Projekts DUDL (durchdieluft.net) als AS35675 und Anschluss über FREE! und IN-Berlin.
- 2007: Konflikt mit Nazi-Anwalt Kunze vor dem Landgericht Göttingen wg. einer bei FREE! gehosteten Antifa-Website. WiLa verliert mit der Begründung des Gerichts, dass der WiLa seiner Sorgfaltsplicht nicht nachgekommen sei, weil in dem (offenbar falschen) Impressum der Antifas der Vorname des Verantwortlichen nicht ausgeschrieben war.
- 2008: Die ersten Solarzellen werden angeschafft und speisen seitdem die Server
- 2010: Erneuter streit mit Kunze wegen verschlafener Mahnung, bezüglich einer Seite unter projekte.free.de
- 2010: Glasfaseranbindung
- 2012: Bachelor-Arbeit eines Studenten der Hochschule Niederrhein zu Internet per Richtfunk
(*) ABM = „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“, damals verbreitete, vom Arbeitslosenamt bezahlte Ruhigstellung lohnarbeitsloser Akademiker. Solcherlei Sozialklimbim wird heute offenbar nicht mehr benötigt.
Kommentare deaktiviert für Einige Eckdaten aus der Geschichte des WiLaDo