Nov 05 1996
Sinn oder Unsinn von gemeinnützigen Altkleidersammlungen
Achtung Archiv! Dies ist ein Artikel, der nur zur Dokumentation der WiLa-Historie dient. Der Autor bzw. die Autorin des Originals ist sehr wahrscheinlich nicht mehr im Wissenschaftsladen aktiv und die Inhalte unter Umständen nicht mehr aktuell.
Im Original von akuehl [AT] free.de am 05.11.1996
Nachdem in letzter Zeit diverse Stimmen zum Thema Altkleidensammlungen laut geworden sind, möchte ich diese Erkenntnisse kurz zusammenfassen.
Wer sammelt?
Generell gibt es neben den karritativen Stellen wie z.B. dem Deutschen Roten Kreuz oder dem Paritätischen Wohlfahrtsbund kommerzielle Sammler. Diese sind nur gewinnorientiert und verfolgen keine Hilfszwecke. Dies allein zeigt, daß hier eine ganze Menge Geld auf der Straße einzusammeln ist.
Was passiert mit den Kleidern?
Aussortiert wird nach folgendem Muster: -Gute Sachen für Second-Hand-Läden.
-Sachen für die Katastrophenhilfe und Kleiderkammern für Bedürftige.
-Dritte-Welt-Markt
-Reißwolf
Die karritativen Organisationen sortieren nicht selber, sondern lassen von gewerblichen Sammlern sortieren. Die Bezahlung hierfür besteht aus einem Anteil vom Verkaufserlös bzw. an den Kleidern.
Bei gewerblichen Sammlern fällt natürlich der Katastrophenhilfeanteil weg und geht meist ebenfalls in die dritte Welt.
Warum Unsinn?
Der Export in die dritte Welt ist, obwohl gerne so dargestellt, keine Entwicklungshilfe! Durch den Verkauf billiger gebrauchter Kleidung wird in den Entwicklungsländern die mühsam aufgebaute Textilindustrie in den Ruin getrieben. Da niemand mehr die heimische Produktion kauft, werden Arbeitsplätze vernichtet, und neuer Hunger und neues Elend in den Slums geschaffen. Auch über Wohltätigkeitsorganisationen gesammelte Kleidung macht somit „mit dem Arsch kaputt, was man gerade mit den Händen aufgebaut hat.“ Hier muß ein Umdenken stattfinden, da sich diese Organisationen selbst ad adsurdum führen, doch ist das Geld, das man nach wie vor damit verdienen kann, wohl Anreiz genug, weiterzumachen.
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